Predigen, taufen, Abendmahl feiern

Fünf Frauen und Männer wurden am vergangenen Sonntag (30.4.) im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes, der von Propst Oliver Albrecht und Pfarrer Stephan Da Re sowie Gabriela Blaudow an der Orgel gestaltet wurde, als Prädikantinnen und Prädikanten beauftragt.
Eine von ihnen ist Birgit Schmidt. Drei Jahre lang hat Schmidt unter der Anleitung ihres Mentors Pfarrer Stephan Da Re gelernt, wie man Gottesdienste vorbereitet, mit der Gemeinde feiert und worauf es dabei ankommt. „Das war am Anfang schon sehr aufregend“, erinnert sich Schmidt, die auch Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Ev. Johanneskirchengemeinde ist. Im Laufe der Zeit habe sie immer mehr Routine bekommen und sei dankbar für die gemachten Erfahrungen. In die Zeit ihrer Ausbildung fiel auch die Corona-Pandemie, die dazu führte, dass keine Gottesdienste in Präsenz gefeiert werden konnten. Da die Gemeinde schnell auf Online-Gottesdienste umstellte und Da Re zu diesem Zeitpunkt auch die Vertretung in der benachbarten Versöhnungsgemeinde innehatte, konnte sich Schmidt, die im echten Leben bei einer Versicherung mit Sitz in Wiesbaden arbeitet, auch in dieser Rolle und in einer anderen Gemeinde ausprobieren.
Auch Taufen und die Feier des Abendmahls sind Teil des Curriculums. In der Übungsphase werden aber keine echten Menschen getauft, sondern Puppen, denn im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen; einen zweiten Versuch gibt es nicht.
Propst Albrecht, dessen Amt mit dem eines Regionalbischofs vergleichbar ist, sagte in seiner Ansprache zur Einführung, dass es sich bei der aktuellen Krise von Kirche nicht um eine Marketing-Krise, sondern um eine Identitätskrise handele. Deshalb gehe es jetzt mehr denn je darum, „schutzlos an Gott zu glauben und über Gott zu reden“ und auch im Gespräch mit Menschen, die nicht der Kirche angehörten, etwas über Gott zu erfahren. Mit Blick auf die neu eingeführten Prädikantinnen und Prädikanten sagte Albrecht: „Auf Sie kommt es jetzt an. Mit ihrer beruflichen Erfahrung und Ihrer Lebenserfahrung haben Sie den Gemeinden, in denen Sie Dienst tun werden, etwas zu sagen.“

v.l.n.r: Pfarrer Dr. Klaus Neumann (Ev. Thomaskirchengemeinde), Annegret Dietz (Ev. Martin-Luther-Gemeinde), Birgit Schmidt (Ev. Johanneskirchengemeinde), Michaela Balonier (Ev. Bergkirchengemeinde Lützelbach), Alexander Scholz (Ev. Johanneskirchengemeinde), Thomas Seitz (Ev. Kirchengemeinde Breckenheim)
„Es war eine schöne und intensive Zeit. Die Gemeinden dürfen sich auf gut ausgebildete Prädikantinnen und Prädikanten freuen, die mit ihnen Gottesdienste feiern und aufgrund ihres beruflichen und privaten Backgrounds neue bzw. andere Perspektiven einbringen, als wir das als Pfarrerinnen und Pfarrer tun“, so Da Re. Dass aus der Johanneskirchengemeinde mit Birgit Schmidt und Alexander Scholz, der ebenfalls Mitglied des Kirchenvorstandes ist, gleich zwei neue Prädikanten hervorgehen, mache ihn besonders dankbar.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beauftragt Menschen aus zivilen Berufen zur Wortverkündigung und zur Feier der Sakramente Taufe und Abendmahl. Voraussetzung ist eine mehrjährige Ausbildung unter Anleitung eines Mentors und Teilnahme an einem Prädikantenkurs. Die Kurse werden in den Dekanaten in Abstimmung mit dem Zentrum Verkündigung der EKHN mit Sitz in Frankfurt angeboten, bei dem auch die Gesamtverantwortung liegt. Interessierte können sich an das Dekanat wenden, in dem sie ihren Wohnsitz haben. Die Ausbildung ist kostenfrei und trägt dem steigenden Bedarf in diesem Bereich Rechnung.